Emilio und Spencer können auch gar nicht gegensätzlicher sein. Während Spencer ein wenig bieder erscheint, kein Clubgänger ist und auch Probleme mit Nähe hat, wird Emilio als zupackend, selbstbewusst und draufgängerisch beschrieben. Doch für Emilio ist es kein Spiel. Er fühlt sich von dem älteren Mann durchaus angezogen und Spencers Unsicherheit und Zurückhaltung machen den Jüngeren neugierig.
Auch Spencer ist neugierig und auch geschmeichelt. Er lässt Emilio in sein Leben. Und doch ist er ängstlich einen Fehler zu machen. Denn Spencer hat wirklich ein Problem mit körperlicher Nähe und Intimitäten erscheinen schwierig. Zwar wünscht er sie sich, doch ein Trauma aus der Vergangenheit ist noch immer nicht bewältigt. Und auch das Verhalten und die Schmähungen seines letzten Freundes hängen dem Professor noch immer nach. Allerdings hat Spencer nicht mit der Geduld, der Ausdauer und vor allem nicht mit der Feinfühligkeit Emilios gerechnet.
Obwohl Emilio deutlich jünger ist, spielt er in der Geschichte die führende Rolle. Er ist Spencer nicht nur körperlich überlegen, sondern auch viel ruhiger und gelassener. Trotzdem blitzt immer wieder seine Jugend und sein Überschwang durch. Das führt auch dazu, dass die Geschichte zwischen Spencer und Emilio sehr schnell an Fahrt aufnimmt. Gelegentlich erscheint es etwas übertrieben. Andererseits muss Emilio bei Spencer wohl Nägel mit Köpfen machen, damit der nicht gleich wieder den Rückzug in sein Schneckenhaus antritt.
Da es mir persönlich zwischen den Protagonisten ein bisschen zu schnell ging, gibt es einen Punkt Abzug. Dennoch ist es eine sehr romantische und auch berührende Geschichte, die C. Cardeno da geschrieben hat. Sie lebt nicht nur von zwei sehr sympathischen Protagonisten, sondern auch von Emilios Geschwistern und Eltern, die voll hinter ihm stehen und auch seine Beziehung zu dem deutlich älteren Spencer akzeptieren.