Paul Auster führt ein durchschnittliches Leben. Das ist so durchschnittlich wie er selbst. Zumindest sieht Paul sich so. Doch sein eingefahrenes Leben wird plötzlich durcheinander gewirbelt und Paul hat einen Verehrer. Den unfassbar attraktiven Vince. Der scheint zwar nicht die hellste Kerze auf der Torte zu sein, aber er ist gutaussehend, freundlich und stellt Paul bei jeder sich bietenden Gelegenheit nach. Erst ist Paul verwirrt, dann unsicher und unwirsch. Das ist ganz sicher nur ein böses Spiel, das mit ihm getrieben wird. Doch Vince erweist sich als sehr hartnäckig. Stück für Stück schleicht er sich in Pauls Leben und irgendwann auch in sein Herz.
Dabei meint Vince es mit Paul ernst. Und dann stellt sich Paul auch noch als neuer Arbeitskollege. Das gibt Vince noch mehr Chancen dem scheuen und unsicheren Paul näher zu kommen. Unterstützung bekommt Vince dabei von Sandy, dem besten Freund von Paul. Auch Sandy arbeitet bei der gleichen Versicherung wie Paul und Vince. Aber Sandy ist auch noch eine Dragqueen Helena und in dieser Rolle geht Sandy total auf; ist ein ganz anderer Mensch als der ruhige Sandy. Komplementiert wird Pauls Leben noch von seinen leicht durchgeknallten Eltern, der liebenden Großmutter, die auch noch einen homophoben Papagei hat und seinem behinderten Hund Wheels. Sie alle wollen nur Pauls Glück, doch der glaubt einfach nicht daran. Er traut sich nicht daran zu glauben …..
TJ Klune ist wohl Geschmacks- und Glaubenssache. Diese Geschichte ist mein zweiter Versuch mit dem Autor. Ich war mir lange nicht klar, wie ich sie finde. Ob sie mir wirklich gefällt, ob ich sie albern finde, ob ich sie furchtbar finde, oder ob ich sie liebe. Die Wahrheit ist wohl irgendwo darin zu finden. Und es fällt mir auch total schwer diese Geschichte zu bewerten. Tatsache ist, dass ich selten soviel bei einem Buch gelacht habe. Zeitweise ist die Geschichte so absurd, dann man einfach nur ungläubig auf die Zeilen glotzt, dann gibt es wieder so berührende und auch traurige Momente, wo man sich ein Schniefen nicht verkneifen kann.
Paul könnte man als Unglücksraben oder auch als Tollpatsch bezeichnen. Was ihm passiert, das kann gar nicht wahr sein. Ob er nun über seinen Hund stolpert und mit dem Gesicht gegen eine Wand knallt, einen Drink über den unerwünschten Verehrer spuckt oder auch in ein Nilpferdbecken (???) fällt. Seine körperlichen Unzulänglichkeiten sind ihm bewusst und er macht sich gern selbst kleiner als er ist. Und wenn er mal den Mund aufmacht, dann scheint es keinen Filter zu geben. Scheint aber eine Familiensache zu sein – denn seine Eltern sind ähnlich gestrickt.
Vince hingegen erscheint erst als Prinz. Doch der Prinz ist nicht ganz so makellos. Für mich ist Vince ein verlorenes Kind. Nicht besonders clever und mit einer problematischen Beziehung zu seinen Eltern, die mit seiner Homosexualität überhaupt nichts anfangen können. Doch er ist sehr liebenswert und liebenswürdig. Seine zielstrebige Art ist durchaus bewundernswert.
Die Geschichte wird aus Pauls Sicht erzählt und man erfährt wirklich wahnsinnig viel von ihm, seiner Familie und auch seiner Beziehung zu Sandy. Dabei geht Vince leider ein wenig unter, auch wenn seine persönliche Geschichte gegen Ende des Buches sehr stark thematisiert wird. Und hier zeigt sich dann auch Pauls eigentliche Stärke und seine Präsenz. Vor allem eine Szene – mit Sandy – ging mir sehr zu Herzen. Paul, der Leuchtturm. Ja, das passt doch wirklich gut. Der Humor und die wirklich großartigen Protagonisten haben mich mit dem Autor versöhnt. Zwar gab es auch hier ein paar ‚WTF-Momente‘, aber das Ende und die amüsante Erzählweise haben mich dann überzeugt.
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