Nachdem Domenic Felcon seinen Motorradrennstall teuer verkauft hat, zieht er sich in die Einöde Maines zurück. Zwar hält er Kontakt zu seinem Freund David, entzieht sich jedoch seiner Familie und seinen weiteren Freunden. Maine gibt ihm die Ruhe um sein Leben wieder zur ordnen. Doch dann steht plötzlich Cameron Salt vor der Tür. Der Cameron, der David als Physiotherapeut zur Seite gestanden hat und so etwas wie ein Freund geworden ist.
Cameron, der eben schuldlos eine junge Patienten verloren hat, ist schon seit Davids Krankenhauszeit in Domenic verliebt und ist aus seiner gewohnten Umgebung geflüchtet. Die Schuldgefühle machen ihm schwer zu schaffen und er braucht eine Auszeit von allem. Domenic ist sowohl von Camerons Anwesenheit, aber auch von dessen Gefühlen für ihn erstmal überfordert. Aber dann hat er auch nicht das Herz ihn irgendwie loszuwerden. Also akzeptiert er ihn als Mitbewohner. Dies geht auch für eine Weile gut, doch dann bemerkt Domenic selbst eine Veränderung an sich. Und irgendwann hinterfragt er seine eigenen Gefühle und Bedürfnisse.
Doch Cameron und die Frage nach seiner eigenen Sexualität sind nur ein Teil von Domenics Gedankenspielen. Da gibt es noch seine Mutter. Die Frau, die ihren Mann – Domenics Vater – umgebracht hat und auch Domenic als 4jährigen ermorden wollte. Seit Jahrzehnten lebt sie in einer Anstalt, doch Domenic – der in einer liebevollen Pflegefamilie groß wurde – hat sich bislang geweigert sie zu sehen. Nun sind aber Briefe von ihr aufgetaucht, die sie ihrem Sohn aus der Anstalt geschrieben hat. Und jetzt wird sie für Domenic zum Thema.
Domenic, der in Davids Buch keine unwesentliche Rolle gespielt hat und dort als verlässlicher und ruhender Pol agiert hat, zeigt sich in seiner eigenen Geschichte als sehr komplexer Protagonist. Seine Vergangenheit ist wirklich sehr schockierend, auch wenn er kein Opfer des Systems wurde und in eine gute Pflegefamilie gekommen ist. Sein Verhältnis zu seinem Pflegebruder Devin und den Pflegeeltern ist sehr eng und liebevoll.
Obwohl ich die Protagonisten durchaus sympathisch fand und mich ihre Geschichten berührt haben, gingen sie mir als Menschen nicht ganz so nahe. Ohne Zweifel hat Mathilda Grace wieder gut recherchiert und sich viel Mühe mit ihren Helden gemacht, aber ganz konnte der Funke dann doch nicht überspringen.