Eigentlich wollte der Kinderarzt Noah mit seinem Lebensgefährten einen romantischen Urlaub verbringen. Dieser setzt ihn jedoch unerwartet drei Tage davor an die Luft und trennt sich von Noah – für einen jüngeren Mann. Noah, der sich der Blicke und des Mitgefühls seiner Kollegen nicht aussetzen will, fährt alleine weg und versucht zu vergessen. Alkohol könnte helfen. Oder ein anderer Mann, denn mit Sam, seinem Ex, lief in den letzten Monaten sowieso nicht mehr sehr viel.
Schon bei seiner Ankunft in Waterloo Falls lernt Noah auch einen Mann kennen, den er äusserst ansprechend findet. Zu dumm nur, dass es sein Gastgeber ist und dieser augenscheinlich so gar kein Interesse an Männern hat.
Doch stille Wasser sind tief. Und Jackson ist definitiv still und tief wie der Ozean. Der überaus gebildetete und geschickte Mann hat nur wenige, enge Sozialkontakte und lebt sehr zurück gezogen. Wichtig ist ihm nur seine Mutter, die in der Stadt ein Diner betreibt. Jackson weiss schon lange, dass er schwul ist. Doch er hat zu große Angst sich zu outen und zu sich zu stehen. Die Leute betrachten ihn als liebenswürdigen Sonderling, der jedoch offenbar ein wenig langsam im Denken ist. Dabei ist Jackson ganz und gar nicht langsam und das erkennt Noah ziemlich schnell. Und sehr schnell kommen sie sich auch näher. Doch alles ändert sich, als Noah beschliesst zu bleiben und in Waterloo Falls einen Neuanfang zu wagen.
Die Geschichten von K. Sterling sind immer von Trennungen und viel Herz-Schmerz geprägt. Das ist hier nicht anders. Der Plot ist ziemlich vorhersehbar und die Protagonisten wie immer sehr liebevoll und auch sehr detailliert beschrieben. Das kommt bei Kurzgeschichten ja nicht so häufig vor, doch K. Sterling bekommt das gut hin.
Damit die Geschichte nicht gleich zu ihrem Happy End kommt, müssen die Helden doch einiges überwinden. Vor allem Jackson braucht lange um aus seinem Schatten zu kommen und sich zu nehmen was ihm zusteht. Hier liegt auch der Grund, wieso ich der Geschichte nicht die vollen Punkte geben kann. Für mich gab es eben überhaupt keinen nachvollziehbaren Grund wieso Jackson so verschüchtert und scheu durchs Leben stolpert, ohne endlich richtig zu leben. Mir waren seine Ängste bis zum Schluss einfach nicht verständlich. Dennoch ist er ein wunderbarer und sensibler Charakter, der schnell mein Herz gewonnen hat.
Noah hingegen ist sich seiner selbst sehr sicher und er tritt auch so auf. Mit Jackson erlebt er eine großartige Zeit, die ihm aber auch vor Augen führt wie leer und sinnlos sein Leben mit Sam eigentlich war. Und dass er absolut etwas Besseres verdient. Doch Noah ist auch sehr großzügig und kann vergeben. Das ist ein großer Charakterzug an ihm, der mich sehr eingenommen hat. Schade halt, dass es so lange gedauert hat bis Jackson den Kopf aus seinem Hintern bekommen hat.
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