Colin Mulligan ist kein glücklicher Mann. Um die Anerkennung und ‚Liebe‘ seines Vaters nicht zu verlieren, verleugnet er sich sein ganzes Leben. Zuzugeben, dass er schwul ist, das kommt für den Automechaniker nicht in Frage. Alkohol, Sport, Fernsehen und flüchtige Frauenbekanntschaften sollen seine dunklen Gedanken und den Schmerz der Vergangenheit vertreiben. Eines Nachts trifft er auf einen Fremden, der ihn aus einer prekären Situation rettet. Doch Colin flüchtet – wie immer. Weit kommt er aber nicht. Der Fremde taucht bei ihm in der Werkstatt auf und mit dieser neuerlichen Begegnung beginnt Colin den Boden unter den Füßen zu verlieren, denn Rafael geht ihm unter die Haut und er bekommt ihn auch nicht mehr aus seinem Dickschädel raus.
Rafael spürt die Bedürftigkeit von Colin, aber er fühlt sich auch zu dem starrsinnigen, stolzen und schwierigen Menschen hingezogen. Dabei hat Rafael selbst eine komplexe Vergangenheit, die ihn dann auch gegen Ende des Buches einholen wird. Er wirkt ruhig, gelassen und in sich ruhend. Doch auch Rafael ist bedürftig und es ist die Frage, ob ausgerechnet Colin für ihn gut ist.
Colin kennt man schon aus dem ersten Teil der Reihe. Da war er nicht sehr sympathisch und auch in seiner eigenen Geschichte glänzt er nur bedingt. Doch man lernt ihn natürlich kennen und man lernt ihn gut kennen, da diese Geschichte ja aus seiner Sicht erzählt wird. Roan Parrish beweist aber auch hier viel Gefühl und Geschick, damit Rafael nicht auf der Strecke bleibt und man auch ihn sehr gut kennenlernt. Rafael ist mein Liebling – ich gebe es offen zu.
Doch ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass ich am Ende mit Colin versöhnt werde. Ja, er ist schwierig, ruppig und er fällt schon mal aus der Rolle. Seine Verhaltensmuster sind für mich nicht nachvollziehbar und oft bin ich an ihm verzweifelt. Doch er macht eine Entwicklung durch, keine Verwandlung. Roan Parrish ist wirklich unglaublich talentiert und feinsinnig. Sie schafft es immer wieder mich zu fangen und mitzunehmen. Für mich wirklich eine absolute Ausnahmeautorin. So macht sie dem Leser auch die schwierige Situation von Colin begreiflich und wie Missverständnisse, Ängste und Unvollkommenheiten zu so desolaten Familienverhältnissen führen können.
Es ist jetzt nicht das beste Buch des Jahres – keine Frage. Aber es ist unfassbar mitreißend, intensiv und tiefgründig. Eine weitere Meinung zu diesem Buch gibt es bei Gabi von Laberladen nachzulesen <klick>