Auf der Flucht vor seinen Peinigern und auch sich selbst lässt sich Daniel Hansen an der amerikanischen Ostküste nieder und versucht einen Neuanfang. Nach Gefangenschaft, Missbrauch und Folter, ist seine Seele zerbrochen und sein Körper gezeichnet. Ängste, Süchte und auch eine gewisse Paranoia bestimmen nun – ein Jahr nachdem er fast gestorben wäre – sein Leben. Ein Leben, das ihm nicht mehr lebenswert erscheint und das ihn zu einen gebrochenen, verschreckten und verunstalteten Mann gemacht hat.
Doch wirklich zur Ruhe kommt er nicht, denn in der amerikanischen Kleinstadt lebt die Familie Bennett und vor allem Großmutter Charly und ihr Enkel Connor nehmen schnell mehr Platz in Daniels Leben ein, als ihm lieb ist. Vor allem von Connors Verständnis und seiner Fürsorge ist der verängstigte Daniel völlig überfordert. Außerdem gibt es ja noch den Rest von Connors Familie und irgendwie entkommt Daniel ihnen nicht.
Die Bennetts, vor allem Connor, spüren sehr schnell, dass Daniel etwas Furchtbares widerfahren ist. Und allein durch seine eigene verkorkste Vergangenheit und Geschichte befindet sich Connor auf einer Mission: Daniel zu helfen und zu retten. Auch wenn dieser es vielleicht gar nicht will. Aber was nicht passt, wird passend gemacht! Zudem verliebt Connor sich Hals über Kopf in Daniel, der wirklich jede Menge Probleme mit sich herumschleppt.
Im ersten Teil ihrer Ostküsten-Reihe entführt Mathilda Grace den Leser ins beschauliche Neuengland und gleich hinein in die Welt der Familie Bennett. Diese sind wirklich extrem freundlich, großzügig und schon fast zu gut um wahr zu sein. Aber eine gebrochene Seele wie Daniel es ist, braucht auch genau so einen Hort um vielleicht wieder heilen zu können. Während Daniel von Anfang an als sehr labil und verletzlich beschrieben wird, erscheint Connor gesetzt und gelassen. Auch wenn er ständig den Mund offen hat und oft Nonsens von sich gibt. Doch Connor hat auch noch eine andere, dunkle Seite. Auch er hat eine Vergangenheit, die immer wieder zum Vorschein kommt und die – so erfährt der Leser im Laufe des Buches – auch sämtliche Mitglieder seine Familie irgendwie gezeichnet hat.
Die Thematik selbst ist sehr düster und oft fährt es einem kalt über den Rücken, wenn man von dem Leid und der Trostlosigkeit liest. Doch wo viel Schatten, da auch viel Licht. Und natürlich gibt es für Daniel und Connor Hoffnung. Doch ihre Geschichte wird behutsam und langsam erzählt. Wer hier auf Sex, Leidenschaft und Knaller hofft, ist im falschen Buch gelandet, denn so traumatisiert und verletzt wie Daniel ist, braucht es lange bis er schlichte Berührungen zulässt.
Es braucht viel Zeit damit Daniel wieder zurück ins Leben findet und seine ’neue’ Familie akzeptiert und in seinem neuen Leben willkommen heisst. Eine wunderbare, aber auch zutiefst tragische und manchmal auch verstörende Geschichte über die Bewältigung der Vergangenheit und der Hoffnung auf eine neue, bessere Zukunft.